Das Ende der Spaltung
Der Kultursoziologe Elias (1987) entwickelte einst die Theorie der „Gesellschaft der Individuen“. Demnach müsse eine Gesellschaft eine Balance schaffen zwischen der eigenen Identität bzw. Autonomie des Individuums und dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Elias konstatierte eine zunehmende Verschiebung hin zu Individualisierung und zuungunsten von Zugehörigkeit. Der Kapitalismus und seine Kommerzialisierung aller Lebensbereiche befördert diese Entwicklung.
Innerpsychisch hat dies weitreichende Folgen. Die Sprachlosigkeit in Beziehungen, welche oft nicht über die Oberflächlichkeit des Alltags hinauskommen, führt zur Normalisierung destruktiver Beziehungsmuster. Einander die Wahrheit sagen wird schwieriger in einer Zeit, in der so vieles auf die Aufrechterhaltung des eigenen Images ausgerichtet. Zwar hatte Goffman (1994) direkte Kommunikation im Sinn. Doch lassen die von ihm herausgearbeiteten Techniken der Imagepflege mühelos auf soziale Medien übertragen.
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