Dem Morgenrot entgegen


9. Dezember 2019


Politik und Kommunikation im Deutschen Bundestag

In weiten Teilen der Medienlandschaft herrscht eine große Sehnsucht nach verkaufsträchtigen Geschichten. Meist handelt es sich um Heldenerzählungen über Einzelpersonen, um – so ein oft genanntes Argument – die Leser nicht zu überfordern. Jüngstes Beispiel ist das Epos des Juso-Vorsitzenden Kevin Kühnert. Der sei ein Königsmacher, die frisch gewählten Parteivorsitzenden Esken und Walter Borjans lediglich Handelnde von Kevins Gnaden. Dieses Vorgehen folgt der Verwertungslogik des Kapitalismus und bedient zugleich Heilserwartungen eines eher passiven Publikums.

„Kein Gott, kein Kaiser noch Tribun“

Die Protagonisten solcher Narrative, das hat die Vergangenheit hinreichend bewiesen, erliegen oft genug derlei schmeichelnden Überfrachtungen. Nicht die Idee, für welche sie einst angetreten waren, steht dann noch im Vordergrund, sondern die Aufrechterhaltung der eigenen Privilegien, etwa die reichweitenstarke Ansprache des Publikums über die Medien. Auf die SPD bezogen sind es diese Mechanismen, welche schließlich zu den Einlassungen ehemaliger Granden von der Seitenlinie führten. Schröder, Müntefering, Beck. Keiner, der nicht noch seinen Sermon in die hingehaltenen Mikrofone abgegeben hat: warum man Esken und Walter Borjans misstraue, weshalb man die große Koalition nicht verlassen dürfe, weshalb jeder utopische Gedanke unbedingt zu vermeiden sei.

Wortbildmarke krisentheorie +

Jetzt kostenfrei anmelden und Zugriff auf alle Artikel erhalten.
Wenn Du bereits registriert bist, kannst Du Dich hier anmelden.