Das Politische der Einsamkeit

Die Zugehörigkeit des Einzelnen in Zeiten der Zersplitterung


26. Juli 2023

Bild: Kristina Tripkovic

Politik und Kommunikation im Deutschen Bundestag

Einsamkeit hat sich zu einem weit verbreiteten und beunruhigenden Phänomen in modernen Gesellschaften entwickelt. In einer Ära der ständigen digitalen Vernetzung und zunehmender Individualisierung sehen sich viele Menschen mit einer paradoxen Realität konfrontiert: obwohl sie online unzählige soziale Kontakte haben, fühlen sie sich dennoch einsam und isoliert. Dieses soziale Dilemma hat nicht nur ernsthafte psychologische Auswirkungen, sondern auch politische Konsequenzen.

Psychologisch betrachtet kann Einsamkeit zu einem ernsthaften Gesundheitsrisiko werden. Forschungen haben gezeigt, dass chronische Einsamkeit mit einem erhöhten Risiko für psychische Störungen wie Depressionen, Angstzustände und Schlafstörungen einhergeht. Der Mangel an echten sozialen Bindungen kann das Selbstwertgefühl beeinträchtigen und zu einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit führen. Die Folgen können sich auch auf das körperliche Wohlbefinden auswirken, da Einsamkeit mit einem höheren Risiko für Herzerkrankungen, Bluthochdruck und einem geschwächten Immunsystem in Verbindung gebracht wird.

Politisch betrachtet haben der Verlust von Zugehörigkeit und die Zunahme von Einsamkeit in modernen Gesellschaften ebenfalls ernsthafte Auswirkungen. Einsame Menschen neigen dazu, sich von der Gesellschaft abzukoppeln und sich politisch weniger zu engagieren. Dies kann zu einer sinkenden Wahlbeteiligung führen und die gesellschaftliche Teilhabe verringern. Zudem kann das Gefühl der sozialen Isolation das Vertrauen in politische Institutionen und das Gemeinwesen insgesamt untergraben.

Darüber hinaus kann Einsamkeit die sozialen Strukturen und das soziale Gefüge einer Gesellschaft schwächen. Wenn Menschen nicht miteinander in Verbindung stehen und sich gegenseitig unterstützen, kann dies zu einem Mangel an Solidarität und Zusammenhalt führen. Dies wiederum kann die soziale Ungleichheit verstärken und das soziale Gewebe schwächen.

Die Einsame Masse und die Transformation der Moderne

In seinem bahnbrechenden Werk „Die einsame Masse“ aus dem Jahr 1950 widmet sich der Soziologe David Riesman einer tiefgründigen Analyse der sozialen Charaktere in modernen Gesellschaften. Im Zentrum seiner Untersuchungen steht die dramatische Transformation von traditionellen sozialen Strukturen hin zu einer Gesellschaft, die durch Individualismus, Technologie und Rationalität geprägt ist. Riesmans Werk beleuchtet dabei drei Haupttypen von sozialem Charakter und die Auswirkungen dieser Veränderungen auf das Gefühl der Einsamkeit und Isolation in der modernen Massengesellschaft.

Zu Beginn konstatiert Riesman den Übergang von einer traditionellen Gemeinschaft hin zu einer Gesellschaft des Individuums. Früher waren soziale Bindungen stark durch Traditionen und Gruppenidentität geprägt. Doch in der modernen Welt erlangt das Individuum eine neue Bedeutung. Es entstehen verschiedene Typen sozialer Charaktere, die auf unterschiedliche Weise mit den sozialen Veränderungen umgehen.

Der erste Typus, der „aussengeleitete“ Charakter, zeigt sich äußerst anpassungsfähig an die Erwartungen und Meinungen der Gesellschaft. Er sucht Bestätigung und Orientierung im kollektiven Wertesystem und übernimmt die Normen und Werte anderer, um seine Entscheidungen zu treffen. Damit geht jedoch einher, dass die Identität des „aussengeleiteten“ Charakters stark von äußeren Einflüssen abhängt, was zu einer fragilen und unsicheren Identität führen kann. „Außengeleitete“ Charaktere hingegen orientieren sich stärker an den Erwartungen und Meinungen anderer Menschen. Sie passen sich leichter an soziale Normen an und neigen dazu, ihre Identität und ihre Entscheidungen von der Meinung anderer abhängig zu machen. Diese Charaktere können anfälliger für autoritäre Herrschaft sein, da sie sich in unsicheren und unklaren Situationen eher an charismatische Führer oder starke Persönlichkeiten klammern, die vermeintlich klare Lösungen und Anleitungen bieten.

Im Gegensatz dazu steht der „innengeleitete“ Charakter. Dieser individuelle Typus orientiert sich mehr an seinen eigenen inneren Werten, Überzeugungen und Prinzipien. Er ist weniger von äußeren Normen abhängig und trifft eigenverantwortlich Entscheidungen. Der „innengeleitete“ Charakter weist eine größere Unabhängigkeit von der Meinung anderer auf und sucht seine Identität in einem inneren Kompass.

Der dritte Typ, den Riesman beschreibt, ist der „autonome“ Charakter. Dieser zeichnet sich durch eine hohe Selbstorientierung aus und verfolgt seine Ziele eigenständig. Der „autonome“ Charakter zeigt wenig Interesse an gesellschaftlicher Anpassung und folgt einem starken individuellen Antrieb. Allerdings besteht auch hier die Gefahr, dass zu viel Autonomie in eine isolierte Existenz führen kann.

Eine zentrale These von Riesman ist, dass die moderne Gesellschaft eine Zunahme von Einsamkeit und sozialer Isolation mit sich bringt. Während traditionelle Gemeinschaften soziale Bindungen und Zusammengehörigkeit boten, führt die Individualisierung dazu, dass viele Menschen sich allein und abgeschnitten von tiefen sozialen Verbindungen fühlen. Die Zunahme von Individualismus und die Betonung persönlicher Erfüllung können das Gemeinschaftsgefühl schmälern und zu einer Entfremdung von anderen führen.

Ein weiterer Aspekt, den Riesman betrachtet, ist die Rolle der Konsumgesellschaft bei der Gestaltung individueller Identitäten. In einer Gesellschaft, die von Konsum geprägt ist, suchen Menschen vermehrt nach Produkten und Erfahrungen, um ihre Identität zu formen und sich von anderen abzuheben. Dadurch kann jedoch eine oberflächliche und auf materiellen Besitz ausgerichtete Identität entstehen, die letztendlich die Einsamkeit verstärkt.

Zusammenfassend verdeutlicht Riesman die Veränderungen des sozialen Charakters in modernen Gesellschaften und die damit einhergehenden Herausforderungen. Die Transformation von traditionellen Gemeinschaften hin zu einer individualisierten Massengesellschaft hat verschiedene soziale Charaktere hervorgebracht, die unterschiedlich mit ihrer Umwelt interagieren. Dieser Wandel geht jedoch nicht ohne Folgen vonstatten, da die moderne Gesellschaft eine zunehmende Einsamkeit und soziale Isolation mit sich bringt.


EMPFEHLUNG DER REDAKTION


Die Furcht vor der Freiheit

Erich Fromm veröffentlichte 1941 das Werk „Die Furcht vor der Freiheit“ (im englischen Originaltitel „Escape from Freedom“). In diesem Buch untersucht Fromm die psychologischen und sozialen Ursachen der menschlichen Angst vor Freiheit und die Auswirkungen dieser Angst auf das individuelle Verhalten und die Gesellschaft.

Fromm argumentiert, dass die menschliche Natur eine Ambivalenz gegenüber der Freiheit aufweist. Einerseits sehnen sich Menschen nach Autonomie und Unabhängigkeit, andererseits kann die Freiheit auch Angst auslösen. Die moderne Gesellschaft fördert zwar äußere Freiheit und individuelle Rechte, aber gleichzeitig erzeugt sie auch soziale Zwänge und Konformitätsdruck. Dies führt dazu, dass viele Menschen sich unbewusst vor der Verantwortung und den Entscheidungen, die mit Freiheit einhergehen, fürchten.

Fromm analysiert verschiedene Mechanismen, die Menschen nutzen, um der Angst vor Freiheit zu entkommen. Dazu gehören die Suche nach autoritären Führern und Ideologien, die das Individuum von der Verantwortung für sein eigenes Leben entlasten. Ebenso können Menschen sich in einer Art von Maschinerie oder einer Masse verlieren, um ihre eigene Identität und Verantwortung abzugeben.

Das Buch untersucht auch die historischen Entwicklungen in der Gesellschaft, die die Angst vor Freiheit verstärken oder abschwächen können. Fromm betrachtet die Bedingungen, die während des Aufstiegs des Faschismus in Europa vorherrschten, und wie die Unzufriedenheit der Menschen mit der Freiheit zu einer Suche nach autoritären Lösungen führte.

Dieses Spannungsfeld zwischen Sehnsucht nach Zugehörigkeit, Furcht vor der Freiheit und zunehmender Individualisierung hat gesellschaftliche Folgen.

In jüngerer Zeit haben verschiedene Studien die Themen soziale Isolation und die Auswirkungen der modernen Gesellschaft auf die psychische Gesundheit untersucht. Zum Beispiel haben Studien gezeigt, dass Einsamkeit und soziale Isolation mit einem erhöhten Risiko für Sterblichkeit und psychische Gesundheitsprobleme wie Depressionen und Angstzustände verbunden sind, vgl. Holt-Lunstad et. al (2010), Hawkley & Cacioppo (2010). Die zunehmende Nutzung sozialer Medien und die damit einhergehende Reduktion von face-to-face-Interaktionen haben in einigen Studien ebenfalls mit einem Anstieg der sozialen Isolation in Verbindung gebracht.

Darüber hinaus haben Untersuchungen gezeigt, dass soziale Unterstützung und soziale Integration positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben können. Menschen, die starke soziale Bindungen und ein unterstützendes soziales Netzwerk haben, neigen dazu, besser mit Stress umgehen zu können und ein höheres Wohlbefinden zu erleben.

Ralf Dahrendorf hat in einem Artikel in der ZEIT vom 20. November 1997 mit dem Titel „Das Aufziehen eines autoritären Zeitalters?“ seine Bedenken bezüglich der möglichen Entwicklungen im Zuge der Globalisierung geäußert.

In diesem Artikel argumentiert Dahrendorf, dass die Globalisierung und die damit verbundenen wirtschaftlichen, politischen und sozialen Veränderungen das Potenzial haben, autoritäre Tendenzen zu fördern. Er betont, dass die rasanten Veränderungen in der globalen Welt die traditionellen sozialen Strukturen erschüttern und Unsicherheit hervorrufen können. Diese Unsicherheit könnte Menschen dazu veranlassen, sich nach klaren Antworten und einfachen Lösungen zu sehnen, die von charismatischen Führern oder autoritären Regimen angeboten werden könnten.

Dahrendorf befürchtet, dass die Globalisierung zu einer Spaltung der Gesellschaft führen könnte, in der einige Menschen von den wirtschaftlichen Vorteilen profitieren, während andere in prekären Situationen zurückbleiben. In dieser gespaltenen Gesellschaft könnten autoritäre Regime auf dem Versprechen von Stabilität und Sicherheit an Macht gewinnen.

Auch Stenner (2005) argumentiert, dass eine Sehnsucht nach autoritärer Herrschaft in Zeiten gesellschaftlicher Unsicherheit und Bedrohung zunehmen kann. Sie behauptet, dass einige Menschen eine autoritäre Orientierung bevorzugen, um mit Unsicherheit und Komplexität umzugehen und den Status quo aufrechtzuerhalten.

Wege aus der Entfremdung?

In Zeiten, in denen soziale Isolation und Einsamkeit in der Gesellschaft zunehmen, stehen politische Akteure somit vor der Herausforderung, die Stärkung von Gemeinschaften und sozialen Netzwerken zu fördern. Experten und Soziologen betonen die Bedeutung echter sozialer Bindungen und betonen, dass gezielte Maßnahmen notwendig sind, um diesem sozialen Phänomen entgegenzuwirken.

Eine der zentralen Handlungsempfehlungen für politische Entscheidungsträger besteht darin, verstärkt in die Schaffung und den Ausbau von sozialen Treffpunkten und Gemeinschaftszentren zu investieren. Solche Orte fungieren als Begegnungsstätten, die Menschen unterschiedlicher Altersgruppen und Hintergründe zusammenbringen und den Austausch von Ideen und Interessen erleichtern. Indem die Regierung diese Einrichtungen unterstützt und finanziell fördert, kann die Grundlage für eine stärkere soziale Gemeinschaft geschaffen werden.

Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Unterstützung von Vereinen und ehrenamtlichen Aktivitäten. Diese Organisationen spielen eine entscheidende Rolle bei der Förderung des sozialen Zusammenhalts und der ehrenamtlichen Arbeit in der Gesellschaft. Politische Akteure sollten daher durch finanzielle Anreize und bürokratische Erleichterungen sicherstellen, dass Vereine ihre wertvolle Arbeit für die Gemeinschaft fortsetzen können.

Um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken, sollten politische Entscheidungsträger verstärkt die Organisation und Förderung von öffentlichen Veranstaltungen und Festivals vorantreiben. Solche Ereignisse bieten Menschen die Möglichkeit, sich zu engagieren und eine starke Gemeinschaftsidentität zu entwickeln.

Die Integration sozialer Kompetenzen in Bildungseinrichtungen ist ein weiterer Schritt, der nicht außer Acht gelassen werden sollte. Indem soziale Fähigkeiten und zwischenmenschliche Beziehungen in den Lehrplänen betont werden, können Schüler lernen, wie sie stabile und wertschätzende Verbindungen zu ihren Mitmenschen aufbauen und pflegen können.

Bei der Stadt- und Infrastrukturplanung sollte die Bedeutung sozialer Gesichtspunkte nicht vernachlässigt werden. Die Schaffung von öffentlichen Plätzen und Parks als Begegnungsorte fördert soziale Interaktionen und stärkt den Zusammenhalt in der Gemeinschaft.

Die Unterstützung von Non-Profit-Organisationen ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung. Politische Akteure sollten den Zugang dieser Organisationen zu Fördermitteln erleichtern und verstärkt mit der Zivilgesellschaft zusammenarbeiten, um gemeinsam an der Stärkung der Gemeinschaften zu arbeiten.

Gezielte Sensibilisierungskampagnen gegen Einsamkeit und soziale Isolation können das Bewusstsein für dieses gesellschaftliche Problem schärfen. Politische Entscheidungsträger sollten Initiativen unterstützen, die sich für den Abbau des Stigmas von Einsamkeit und sozialer Isolation einsetzen.

Letztlich ist eine Stärkung des Sozialleistungssystems unerlässlich. Ein gut ausgestaltetes System kann sicherstellen, dass Menschen in schwierigen Lebenssituationen angemessene Unterstützung erhalten und sich nicht allein gelassen fühlen. Doch genau hier liegt das größte Problem.

Soziale Kürzungen in Krisenzeiten: Auswirkungen auf Bildung, Kinderarmut und demokratisches Engagement

In Zeiten der wirtschaftlichen Unsicherheit und Krise sieht sich Deutschland mit einer hitzigen Debatte konfrontiert, die das soziale Gefüge der Gesellschaft in den Mittelpunkt rückt. Unter der Führung eines neoliberalen Finanzministers werden die Fesseln der Schuldenbremse in den Vordergrund gerückt, und die Frage lautet: Welchen Preis zahlen wir für die strikte Einhaltung dieses ökonomischen Prinzips?

Betroffen von dieser Entwicklung ist vor allem der soziale Bereich, der aufgrund von Kürzungen mit schwerwiegenden Folgen zu kämpfen hat. Insbesondere Bildung, der Kampf gegen Kinderarmut und die Förderung von Demokratie und Engagement sind von den Sparmaßnahmen bedroht.

Eine der größten Herausforderungen ist die zunehmende Verschärfung sozialer Ungleichheit. Die Sparmaßnahmen im sozialen Sektor könnten dazu führen, dass gesellschaftliche Randgruppen, wie einkommensschwache Familien und Kinder, noch weiter ins Abseits gedrängt werden. Diese Entwicklung könnte die bereits bestehende soziale Kluft vergrößern und die soziale Gerechtigkeit weiter aus dem Gleichgewicht bringen.

Ein weiterer kritischer Punkt betrifft den Bildungsbereich. Kürzungen in diesem Sektor könnten zu einer gefährlichen Bildungsbenachteiligung führen. Schule und Bildungseinrichtungen könnten unter mangelnder Finanzierung leiden, was sich negativ auf die Qualität der Bildung auswirken würde. Die Chancengleichheit junger Menschen stünde somit auf dem Spiel.

Besonders besorgniserregend ist auch der mögliche Anstieg der Kinderarmut. Wenn Maßnahmen zur Bekämpfung der Kinderarmut zurückgefahren werden, könnten immer mehr Kinder und Jugendliche in prekäre Lebenssituationen geraten. Langfristige Auswirkungen auf ihre Entwicklung und Zukunftsperspektiven wären unausweichlich.

Doch nicht nur der soziale Sektor würde unter den Kürzungen leiden. Auch die Förderung von Demokratie und Engagement wäre betroffen. Die Einschränkung finanzieller Mittel könnte das politische Bewusstsein und das Interesse der Bürger an der politischen Mitbestimmung beeinträchtigen. Die Folge wäre ein Rückgang der demokratischen Beteiligung und eine Verringerung des Engagements in der Zivilgesellschaft.

Doch während die Debatte um Sparmaßnahmen im sozialen Bereich tobt, bleiben die langfristigen volkswirtschaftlichen Auswirkungen nicht außer Acht zu lassen. Eine Vernachlässigung des sozialen Sektors könnte die Gesellschaft und Wirtschaft langfristig vor größere Probleme stellen. Eine mangelnde Bildung und fehlende soziale Unterstützung könnten das Potenzial und die Produktivität der Gesellschaft beeinträchtigen und zu höheren sozialen Kosten führen.

Angesichts dieser komplexen Gemengelage stehen die politischen Entscheidungsträger vor einer anspruchsvollen Aufgabe. Die Konsolidierung der Haushaltsdefizite mag dringend notwendig sein, doch dürfen dabei nicht die sozialen Grundpfeiler der Gesellschaft auf der Strecke bleiben. Eine ausgewogene Wirtschaftspolitik sollte sowohl die wirtschaftlichen Notwendigkeiten berücksichtigen als auch die sozialen Investitionen und die soziale Gerechtigkeit nicht vernachlässigen. Denn nur eine Gesellschaft, die für alle ihre Bürger sorgt, kann langfristig auch wirtschaftlich erfolgreich sein.

Die Einschnitte könnten eine verheerende Wirkung auf das soziale Gefüge haben und dazu führen, dass sich Menschen zunehmend isoliert und allein gelassen fühlen. Soziale Dienste und Unterstützungsangebote könnten aufgrund der Sparmaßnahmen reduziert oder gestrichen werden, was die soziale Isolation begünstigt und das Risiko von Einsamkeit erhöht.

Nicht nur die Einsamkeit, sondern auch der Verlust von Zugehörigkeit könnte die Gesellschaft belasten. Wenn bestimmte Bevölkerungsgruppen sich weniger in die Gemeinschaft integriert fühlen, droht ein Gefühl der Entfremdung. Die fehlende Unterstützung könnte zu einem Verlust von Vertrauen in die Politik führen, wenn Bürger das Gefühl haben, dass ihre Bedürfnisse ignoriert werden.

Besonders alarmierend ist auch die mögliche Auswirkung auf das Erstarken autoritärer Parteien und populistischer Strömungen. In Zeiten sozialer Unsicherheit und wirtschaftlicher Bedrohung könnten Menschen anfälliger für einfache Lösungen und klare Führungsfiguren werden, die scheinbar klare Antworten und eine scheinbare Rückkehr zur Stabilität versprechen.

Einsamkeit, Zugehörigkeit und der Schutz der sozialen Gemeinschaft sollten in dieser Debatte nicht vernachlässigt werden, um langfristig eine gerechtere und stabile Gesellschaft zu gewährleisten.

Literatur

Hawkley, L. C., & Cacioppo, J. T. (2010): „Loneliness Matters: A Theoretical and Empirical Review of Consequences and Mechanisms.“ In: Annals of Behavioral Medicine.

Holt-Lunstad, J., Smith, T. B., & Layton, J. B. (2010): „Social relationships and mortality risk: A meta-analytic review.“ In: PLOS Medicine.

Stenner, K. (2005): The Authoritarian Dynamic, Cambridge University Press


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